Ist Kritik an Israel antisemitisch – Die Rechtfertigung des Stefan Ziefle


Stefan Ziefle ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der MdB Christine Bucholz der Linkspartei. In einem Vortrag im November 2010 hielt er dort ein Referat, welches auf geschickte Art und Weise Antisemitismus mit Kritik an Israel umschreibt. Der seit Jahrezehnten virluente Keim des Antisemitismus bricht sich in Form des aktuell auftretenden Antizionismus freie Bahn. Sieht man sich den Vortrag an, dann ist dieser von einer menschenfeindlichen Sprache gekennzeichnet, die einen sprachlos macht. Hier ist das Referat dokumentiert.

http://reflexion.blogsport.de/2011/06/03/die-thesen-des-stefan-ziefle/

Das BAI stellte wegen des Aufrufes die Hamas zu untstützen beim Generalbundesanwalt Strafanzeige gegen Herrn Ziefle. Stefan Ziefle ist nicht irgendein Mitglied der Linkspartei. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeit der Bundestagsabgeordneten der LInkspartei und wird für seine „wissenschaftliche Arbeit“ vom Steuerzahler bezahlt. Dieses sollte nachdenklich machen. Darüber hinaus kommt er aus der linksextremistischen, trotzkistischen Gruppe Marx 21 und ist Sprecher der BAG Frieden der Linkspartei.

In der linksextremistischen Zeitung „Rote Fahne“ rechtfertig er sein Referat und zeigt nochmals wie versucht wird antisemitische Äußerungen und das Kleid des Einsatzes für die Menschenrechte gekleidet wird. Wir dokumentieren hier seine Rechtsfertigungen:

Ist Kritik an Israel antisemitisch?
Eine Antwort auf die Vorwürfe gegen meinen Vortrag

von Stefan Ziefle – In der Debatte über das Verhältnis der LINKEN zum Nahostkonflikt sind in mehreren Blogs schwerwiegende Vorwürfe gegen mein Referat vom November 2010 erhoben worden. Ich möchte auf diese Vorwürfe antworten.
Ich gehe auf die Vorwürfe ein, weil es der Ernst des Themas verlangt, obwohl es meinem Kritiker offensichtlich darum ging, mich zu verleumden und er dafür meine Position bewusst und systematisch entstellt hat.
Der Kritiker gibt im selben Text auch seine Sicht auf den Nahostkonflikt zu erkennen. Er schreibt wörtlich von der „angeblichen Unterdrückung durch den israelischen Staat“.
Wer angesichts der Lage der PalästinenserInnen in den seit Jahrzehnten besetzten Gebieten und in den Flüchtlingslagern von einer „angeblichen Unterdrückung“ sprechen kann, kann meine Position nicht verstehen. Teilweise werden mir frei erfundene Aussagen untergeschoben. Ein Beispiel: Ich hätte gesagt, Kritik an Israel könne niemals antisemitisch sein. Nirgends in meiner Rede habe ich derartiges behauptet; es wird auch kein Beleg dafür genannt.
Selbstverständlich kann Kritik an Israel antisemitisch sein. Sie ist es, wenn sie aus der Motivation heraus geäußert wird, den Nahostkonflikt zu nutzen, um gegen Jüdinnen und Juden zu hetzen. Das ist etwas anderes als eine Kritik am Staat oder der Regierung Israels, die der Sache selbst wegen geäußert wird.
Ich möchte nun auf die Vorwürfe im Einzelnen eingehen.

Der gravierendste Vorwurf ist folgender: „Gegen Ende seines Referats, das mit dem Wort Hetze noch fast verharmlosend umschrieben wäre, ging Ziefle aufs Ganze und rief zur Solidarität mit den antisemitischen Mordbanden auf.“

Dieser Vorwurf bezieht sich auf das Ende meines Schlusswortes. Der Vorwurf verdreht mein Anliegen in das glatte Gegenteil. Ich rufe in diesem Schlusswort zur Solidarität mit der globalen Bewegung auf und beziehe mich dabei ausdrücklich auf zwei Aktionen zivilen Ungehorsams: Die Free Gaza-Flottille und die internationalen Demonstrationen von Anfang 2010, als 1500 Aktivistinnen und Aktivisten friedlich die Grenze nach Gaza überwinden wollten und von Mubaraks Truppen gestoppt wurden.

Es geht also nicht um antisemitische Mordbanden. Zuvor hatte ich ausdrücklich festgestellt, dass Selbstmordanschläge der Sache der PalästinenserInnen geschadet haben und beschrieben, dass die Free Gaza-Flottille bei den Aktivistinnen und Aktivisten in den besetzten Gebieten zu einem Umdenken geführt hat, weil sie merken, dass durch solche gewaltfreien Aktionen und die weltweite Solidarität viel mehr erreicht werden kann.

Ein anderer Vorwurf lautet, ich hätte einen „flammenden Appell […] für die antisemitische Hamas“ gehalten.

Das habe ich definitiv nicht, mein Referat enthielt einige Kritik an der Hamas, die ich auch mehrfach an anderer Stelle geäußert habe; die Hamas ist keine linke Organisation und ich habe mir ihr Programm an keiner Stelle zu eigen gemacht.
Allerdings habe ich die Position vertreten, dass man auch mit der Hamas zusammenarbeiten muss. Das hat einen einfachen Grund: Die Hamas hat die Wahlen von 2006 in den besetzten Gebieten gewonnen, sie regiert im Gaza-Streifen und ist die gewählte legitime politische Vertretung der PalästinenserInnen. Frieden kann es nur unter Einbeziehung der PalästinenserInnen geben.
Ihre politischen VertreterInnen bestimmen sie schon selbst, sie können nicht vom Westen oder von Israel eingesetzt werden.

Solange die Hamas im Gazastreifen an der Macht ist, wird jede Aktivität zur Unterstützung der Bevölkerung an der einen oder anderen Stelle eine Zusammenarbeit oder zumindest Absprache mit Hamas erfordern.
Das ist bis weit ins bürgerliche Lager unumstritten: Das UN-Hilfswerk UNRWA wie auch andere Hilfsorganisationen arbeiten beispielsweise mit der Hamas in den besetzten Gebieten zusammen. Das haben auch ehemalige Regierungschefs, Außenminister und Vermittler, inklusive einem ehemaligen israelischen Außenministers, in einer Erklärung letzte Woche deutlich gemacht: „Ein dauerhafter Frieden mit Israel ist ohne Unterstützung durch die Hamas nicht möglich.“
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,767757,00.html

Solange die Vertreibung und Entrechtung der PalästinenserInnen durch die Siedlungspolitik des israelischen Staates weitergeht, ist es ein auch völkerrechtlich anerkanntes Recht der PalästinenserInnen, gegen diese Besatzung und Vertreibung Widerstand zu leisten. Dafür sollten Linke einstehen.
Für welche Art von Widerstand ich eintrete, habe ich oben bereits unmissverständlich deutlich gemacht.

Sodann wird mir vorgeworfen, den Antisemitismus zu leugnen: „Aber zu sagen, die Juden haben das Land geklaut (…) ist nicht antisemitisch“, behauptete der wissenschaftliche Mitarbeiter. Ebenso sei die Forderung „alle Juden ins Meer zu schmeißen“ kein Antisemitismus.“

Die Kritik an mir ist in verleumderischer Absicht geschrieben. Das wird an dieser Stelle besonders deutlich, denn ein Missverständnis ist ausgeschlossen.
An keiner Stelle habe ich gesagt, „alle Juden ins Meer treiben“ zu wollen, sei kein Antisemitismus. Nicht nur das, ich habe einen großen Teil meines Vortrags darauf verwendet, zu erläutern, dass der Nahost-Konflikt eben nicht als Konflikt zwischen Juden und Nicht-Juden, zwischen Religionen oder gar Rassen verstanden werden kann (wir wissen, dass es nur eine menschliche Rasse gibt), sondern dass er als politischer und geostrategischer Konflikt aufgefasst werden muss.

Es geht um die Verteilung von Land, um die Kontrolle des erdölreichen Nahen Ostens und um die politischen Rechte der PalästinenserInnen. Ich habe deutlich gemacht, dass es falsch ist, von „den Juden“ zu sprechen, was eine unzulässige Verallgemeinerung wäre.
Bei einer Lösung des Konfliktes geht es darum, für alle Menschen im Nahen Osten, egal welcher Religion oder Abstammung, ein Leben in Frieden, Wohlstand und Würde zu sichern.

Die Vertreibung und Unterdrückung der PalästinenserInnen durch Israel ist real. Ich habe darauf aufmerksam gemacht, dass es einen fundamentalen Unterschied gibt zwischen dem Antisemitismus der Nazis, die eine jüdische Weltverschwörung zusammenphantasiert haben, die jüdische Bolschewisten und New Yorker Banker umfassen sollte und die jeglicher faktischer Grundlagen entbehrte, und einer Kritik an Israel, die Israels systematische Verstöße gegen die Menschenrechte der PalästinenserInnen „den Juden“ zuschreibt.

Der Antisemitismus der Nazis bezog sich nicht auf ein reales gesellschaftliches Problem, sondern lenkte von den realen gesellschaftlichen Problemen ab.
Die Unterdrückung der PalästinenserInnen dagegen ist real, allerdings wird sie nicht von „den Juden“ verübt, sondern von Israel, mit Unterstützung der westlichen Staaten (und auch mit Duldung oder Mitwirkung der umliegenden arabischen Staaten). Auch die Bedeutung der westlichen Staaten habe ich in meinem Referat dargestellt.
Deshalb trifft der Vorwurf ebenfalls nicht zu, ich würde Israel für alles Unrecht in der Region verantwortlich machen.

Viele PalästinenserInnen formulieren Kritik an Israel, aus offensichtlichen Gründen. Einige, nicht alle, schreiben dabei das Handeln Israels „den Juden“ zu. Unterstützend wirkt dabei, dass israelische PolitikerInnen selber für sich in Anspruch nehmen, für alle Jüdinnen und Juden zu handeln und das auch so formulieren.
Wie oben bereits gesagt, halte ich eine solche Sichtweise, egal von welcher Seite, für falsch, kritikwürdig und kontraproduktiv. Mein Argument war jedoch, dass man Menschen, nur weil sie ihre Kritik an Vertreibung und Unterdrückung in den falschen Kategorien formulieren, nicht pauschal als Antisemiten einordnen kann.

Schließlich wird mir auch vorgeworfen, Zionismus und Nationalsozialismus gleichzusetzen: „Ziefle behauptete unter anderem, dass der ‚Zionismus eine völkische Ideologie‘ darstellen würde und verglich diesen mit dem Nationalsozialismus, der angeblich auf die gleichen Traditionslinien zurückblicken könne.“

Hier kann es hilfreich sein, zum Duden zu greifen. „Völkisch“ ist ein Synonym zu „national“. Der Zionismus ist historisch die jüdische Nationalbewegung. Er versteht die Jüdinnen und Juden nicht als Religionsgemeinschaft, sondern als Volk. Ich habe das anhand von Aussagen zionistischer Vordenker der Zeit belegt.
In meinem Referat habe ich ausgeführt, dass dies keine Besonderheit des Zionismus war, sondern dass zum Zeitpunkt der Entstehung des Zionismus sehr viele bedeutende Nationalbewegungen entstanden sind, wie die serbische, ungarische und deutsche Nationalbewegung.

Eine Erscheinungsform des Nationalismus des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, wenngleich auch nicht die einzige, war der biologische Rassismus. Ein Ausdruck des biologischen Rassismus war auch der rassistisch begründete Antisemitismus. Ich habe darauf hingewiesen, dass der biologische Rassismus eine der wesentlichen Quellen für den Nationalsozialismus und in der Konsequenz für den Holocaust gewesen ist.

Der Zionismus, der als eine Antwort auf den Antisemitismus am Ende des 19. Jahrhunderts entstanden ist, war ein Kind seiner Zeit und wies historisch ebenfalls rassistische Argumentationen auf. Ich habe dazu eindeutige Belege in meinem Referat angeführt.
So bezeichnete einer der bedeutendsten Vertreter des Zionismus in den USA, der Richter Louis D. Brandeis, in einer Rede 1915 das Jüdischsein als eine „Frage des Blutes“. Nahum Sokolow behauptete gar, die Jüdinnen und Juden wären die reinste aller Rassen.
Ein anderer führender Zionist, Arthur Ruppin, verurteilte Heiraten mit NichtJüdinnen und Juden, weil dadurch „der Rassencharakter verloren“ gehe.

Mir war es wichtig, klarzumachen, dass der Zionismus keine linke Ideologie ist und dass es einen Unterschied macht, ob man Jüdischsein als Frage der Religion oder als Frage der biologischen Abstammung versteht. Eine Relativierung des Nationalsozialismus durch Bezug auf den Zionismus oder gar eine Gleichsetzung von Zionismus und Nationalsozialismus liegen mir völlig fern, deswegen habe ich sie auch in meinem Referat nicht vorgenommen.

Soweit zu den Vorwürfen. Ich empfehle denjenigen, die an einer ernsthaften Auseinandersetzung interessiert sind, sich anhand von ungekürzten Dokumenten eine Meinung zu bilden, weil es auf die Argumentationskette ankommt, und sich nicht ihr Urteil zu bilden anhand der zusammengeschnittenen 9-minütigen Kurzfassung meiner vierzigminütigen Rede, die in der Absicht zusammengestellt worden ist, meine Position zu entstellen.
Vor wenigen Tagen hielt ich auf dem Kongress „Marx is muss 2011″“ ein Referat zum selben Thema, das hier nachgelesen werden kann:

Klicke, um auf ist%20kritik%20an%20israel%20antisemitisch.pdf zuzugreifen

Außerdem hier der Link zum Blog mit den Vorwürfen:
http://reflexion.blogsport.de/2011/06/03/die-thesen-des-stefan-ziefle/

Stefan Ziefle, Berlin den 12. Juni 2011

siehe auch:

Sie sagen „Antifaschismus“ und meinen imperiale NATO-Treue, Die Rote Fahne 12.06.2011

Film-Dokumentation: Palästina – Al Nakba
Die Geschichte Palästinas und der grossen Katastrophe (Nakba) durch die zionistische (israelische) Vertreibung und Besatzung.
Diese Dokumentation ist ein MUSS für jeden, der die historischen Ursprünge – bspw. die gewaltsame Niederschlagung der palästinensischen Revolution von 1936 durch den britischen Imperialismus im Dienste des Zionismus, und politischen und völkerrechtlichen Konsequenzen internationaler Politik in Nahen Osten, respektive Palästina verstehen möchte.

Zionismus: Spaltung der sog. Linkspartei in letzter Minute abgewendet, Die Rote Fahne 09.06.2011

Hamburger Erklärung zum Kurs der Linkspartei in Sachen Israel, Die Rote Fahne 17.05.2011

Linkspartei stellt sich offiziell an die Seite des Zionismus, Die Rote Fahne 02.05.2011

Über benjaminarendtinstitut

Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der systematischen wissenschaftlichen Untersuchung des SED Kommunismus und des Nationalsozialismus, sowie bei der Aufklärung der Bevölkerung über diese beiden Diktaturen in Deutschland. Zum Inhaber Thomas Schalski-Seehann: Thomas Schalski-Seehann studierte an der Hochschule für Wirtschaft und Politik in Hamburg (jetzt Universität Hamburg) Soziologie mit Schwerpunkt in politische Soziologie und an der Universität Haifa, Israel Middle East Studies. Im Rahmen seines Studium beschäftigte er sich mit der Soziologie des Antsemitismus sowie der politischen Philosophie von Hannah Ahrendt und Walter Benjamin. Seine Diplom Arbeit schrieb er über die Jüdische Emanzipation in der Aufklärung.
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8 Antworten zu Ist Kritik an Israel antisemitisch – Die Rechtfertigung des Stefan Ziefle

  1. zrwd schreibt:

    ich habe ein Video von einer Rede Ziefles gesehen. Das ist keine Kritik an Israel mehr, sondern Antisemitismus pur. Ein anderes Video zeigt Dierkes inmitten einer Stadt, wie er gegen Israel hetzt. Die hohe Aggressivität ist erschlagend. Die „Rote Fahne“ beruft sich auf Neturei Karta, die auch bei islamischen und rechten Antisemiten recht beliebt ist. So schliesst sich der Kreis.

    Ich finde es richtig und gut, dass das BAI beim Generalbundesanwalt Strafanzeige gegen Herrn Ziefle stellt. Es ist der richtige Weg!

  2. iam_eb schreibt:

    @zrwd
    Wo zeigt er bitte Aggressivität? Kann ich bei Leibe nicht erkennen.
    Wo handelt es sich um mehr als Kritik an Israel?
    Hast du ein Link zu dem Video wo er angeblich hetzten soll?
    Machst du jemanden dafür verantwortlich, dass er bei jemandem beliebt ist, der nicht ganz korrekt ist?

    • ich würde hierzu einmal die Studie zum Amntisemitismus in der Linkspartei lesen

      • iam_eb schreibt:

        Die Zitate die ich aus dieser Studie bisher gelesen haben, sind sowas von unsachlich und verdrehend, das ich gerne darauf verzichte. Danke. Aber wenn man ein Redebeitrag kritisiert, dann sollt man sich vorwiegend auf den Beitrag stützen. Ihre erste Kritik an diesem erscheint so, als hätten sie sich das Video nicht mal angesehen, alles was sie behaupten passt nicht zur Rede, wie sich auch in der Rechtfertigung Ziefles zeigt, auf die sie anscheinend nichts mehr zu antworten haben.

      • man sollte sich immer bei der original Quelle eine Meinung machen und nicht auf Sekundärliteratur zurückgreifen. Im übrigen ist unsachlich und verdrehend ein Pauschalurteil, dass eine Auseinandersetzung abwürgt. Warum soll es bei Linken keinen Antisemitismus geben, wie in der übrigen Bevölkerung, werden die mit einem Heiligenschein geboren. So eine Einstellung ist nicht nur borniert sondern auch dumm

      • iam_eb schreibt:

        Ich kann mir nicht jedes mal und zu jedem Thema die Orginalquellen durchlesen. sekundärliteratur muss nicht immer das beste sein, doch in bestimmten Fällen muss ich ihnen einfach mal mein Vertrauen schenken. Vieleicht werde ich in diesem Fall einmal Studie selbst lesen (wenn sie nicht zu lang ist), doch erwarte ich nicht durch das lesen eine andere Meinung zu bekommen, denn alle Vorwüfe, Beispiel usw. die ich bisher mitbekommen habe, sind es eigentlich fast nicht Wert beantwortet zu werden. Denn Vorwurf Dantes (letzter Kommentar) kann ich teilweise unterstützen, wobei ich nur die Pauschalisierung kritisiere, doch ist die Frage ob wirklich von einer Pauschalisierung die Rede sein kann, wenn von der Bewegung, oder von der Idee die Rede ist.
        Das der Vorwurf der Unsachlichkeit, ohne eine Begründung nicht grade fair ist, da gebe ich dir recht, diess war mein Eindruck, ich hätte den Vorwurf nicht erheben sollen, wenn ich ihn nicht auch begründen.
        Ich meine ja nicht dass es unter Linken keine Antisemiten geben kann, das wäre wirklich etwas dumm, doch das sagt ja auch Ziefle nicht. Nur wenn man speziellen Personen dies vorwirft solle man es auch tatsächlich gut begründen.
        Zudem schätze ich Linke, die sich eher unter intellektuell einordne würden, als unter ideologisch so ein, dass sie so humanistisch sind, dass sie bestimmt nicht antisemtisch eingestellt sind. Sollte es linke Antisemiten geben, dann wahrscheinlich nur unter ideologischen Vollideoten. meld mich dann vieleicht nochmal, wenn ich die Studie gelesen habe.

      • iam_eb schreibt:

        Gut hab mir die Mühe gemacht hier mal schnell eine kurze Kritik der erwähnten Studie vorzunehmen. (Von der rechtschreibung und Zeichensetzung her, vieleicht nicht immer ganz korrekt, da wollt ich jetzt nicht auch noch drauf achten).
        Zudem hier der Link zu einer anders formulierten Kritik:
        http://www.jungewelt.de/2011/06-01/024.php

        Allgemein: Die Vorwürfe werden nie klar formuliert, sondern nur angedeutet. Es wird nicht aufgezeigt wie die Vorwürfe zu den genannten Kriterien für Antisemitismus passen. Des weiteren baut sich die gesamte Argumentation auf die Gaza-Flotille auf und in speziellem auf drei teilnehmende Abgeordnete.
        Der Argumentation fehlt somit an Breite, im Fazit werden die Vorwürfe künstlich auf die ganze Partei ausgeweitet

        2a)
        Hier kann ich vier angedeutete Vorwürfe erkennen:

        Einmal wird den an der Gaza-Flotille teilgenommen Abgeordneten vorgeworfen, dass sie teilnahmen, obwohl der Organisator islamistische Gruppen unterstützte. Doch nur weil man eine Aktion gemeinsam unternimmt, muss dass noch nicht heißen, dass man die gleichen spezifischen Motive hat, noch dass man alle Positionen, oder auch nur die allgemeine Ausrichtung des anderen unterstützt.
        Kritisieren kann man hier höchstens, das man gebilligt hat mit möglicherweise antisemitisch eingestellten Gruppen gemeinsam agiert zu haben und somit Antisemitismus nicht angemessen entgegen getreten zu sein, was nicht Antisemitismus selbst ist. Gleiches gilt bei allen weiteren Vorwürfen, des Punktes 2a).
        Der zweite Vorwurf ist, dass dort antisemitische Lieder gesungen worden sind.
        Dies passt zum dritten genannten Kriterium. Dies kann man in der Tat jedem zum Vorwurf machen, der mitgesungen hat.
        Antisemitisch ist auch der als erstes erwähnte Funksprüche, wobei der als zweites genannte Spruch nicht antisemitisch ist.
        Der Vorwurf gewalttätig gegen das israelische Militär vorgegangen zu sein, passt zu keinem genannten Kriterium, es würde sich um eine Aktion handeln die gegen die israelische Armee und den israelischen Staat gerichtet ist.
        (Zudem möchte erwähnen das ich eine solche nicht unbedingt als illegitim ansehen würde, da die Gaza Blockade illegal ist und somit auch das Entern der Schiffe durch die israelische Armee)
        Auch den angedeutete Vorwurf dass, die Authentizität des Materials, welches die Gewalttätigkeit der Teilnehmer zeigen soll, von „Unterstützern“ (ziemlich wage, meint er alle, kann er das wohl belegen) angezweifelt würde und als israelische Propaganda abgetan wird, kann ich in keinster Weise mit Antisemitismus in Verbindung bringen (Eigentlich wäre das ja auch nicht mein Job).

        2b)
        Der erste Vorwurf ist hier, dass die Teilnehmer aus den Reihen der Linken sich nach ihrer Rückkehr in ihrer Partei nicht bezüglich des ersten Vorwurfes aus 2a) rechtfertigen mussten. Die Verbindung zum Antisemitismus ist hier nicht ersichtlich. (Also was tut dieser Vorwurf in dieser Studie zur Sache)
        Dann wird verurteilt, dass Gesine Lötzsch stolz auf die Hilfsflotte gewesen sei, und dass sie Handeln der israelischen Armee als Verbrechen verurteilt hätte. Da es sich in der Tat um ein verbrechen handelt, kann man ihr daraus kein Vorwurf machen. Das sie stolz auf die Aktion gewesen sein soll: gut soll sie doch stolz sein, was ist daran antisemitisch. Dann kommen einige weitere Äußerungen, ich hier aus nicht alle einzeln erwähnen möchte, welche allerdings alle in keinster Weise mit Antisemitismus in Verbindung gebracht werden können. Dann soll gezeigt werden dass selbst manche Leute in der Linken (Pertra Pau) das ganze nicht so toll fanden. Man kann der Meinung Paus zustimmen, oder auch nicht, das ist hier eigentlich ganz egal, denn es sollte (zu mindestens dachte ich das) in dieser Studie um Antisemitismus gehen und nicht darum wie effektiv die Gaza Flotille war, oder auch ob man mit Gruppierung zusammenarbeiten sollte, welche zwar zum Teil gleiche Ziel verfolgen, aber ganz andere Motive haben.
        Im weiteren Verlauf von Punkt 2b) werden noch weiter Vorwürfe angedeutet. Doch kann man das Verhalten, der kritisierten Abgeordneten als dumm, politisch inkorrekt, oder auch anders kritisieren, jedoch nicht als antisemitisch.
        Des weiteren meinen die Autoren, es handele sich bei der Position zur Gaza-Flotille nicht um Naivität, oder Dummheit, sondern um ein Fazit aus einer linken ideologischen Neuausrichtung. Gut, da fehlt aber die Begründung. Die kommt auch nicht wie versprochen im nächsten Abschnitt zusammen.

        2c)
        Die angebliche Position „vieler Anhänger der Linken“ zur Hamas, geht dann auch wider so was von am Thema vorbei. Das Problem ist hier auch, dass die große Mehrheit der Partei diese Position mit Sicherheit nicht vertritt.

        Den weiteren Text habe ich nur noch überflogen.

        Mein Fazit:
        Nicht wissenschaftlich, nicht begründet. Außerdem soll dadurch, dass die Vorwürfe nur angedeutet werden, vertuscht werden, dass man die Vorwürfe größtenteils nicht mit den Kriterien für Antisemitismus verknüpfen kann.
        Zudem sind die hier angeführten Kriterien für Antisemitismus einfach nur lachhaft (siehe: Verlinkten Junge Welt Artikel).
        Es kann durchaus sein, dass es einzelne antisemitische Tendenzen bei den erwähnten Abgeordneten gibt (Doch nur aufgrund der Lektüre dieser miserablen Studie möchte ich dies nicht sagen).

    • Dante schreibt:

      Das Dierkes-Video habe ich nicht gesehen, wohl aber das Ziefle-Video. Tatsächlich hat er nicht behauptet, Kritik an Israel sei niemals „antisemitisch“ (ich schreibe das Wort grundsätzlich in Anführungszeichen, weil es ein Euphemismus ist), ABER: Er setzt Zionismus pauschal mit Chauvinismus gleich, woraufhin ich ihn sofort fragen würde, ob er allen ernstes Einstein – der Zionist war – für einen Chauvinisten halte.
      Einen chauvinistischen Zionismus (verkörpert durch Politiker wie Außenminister Lieberman) gibt es zwar (wie es in nahezu jeder Nation Chauvinismus gibt), aber im Kern ist Zionismus meines Wissens die Sehnsucht danach, einen eigenen Staat zu haben und dadurch nicht vom wechselhaften Wohlwollen nichtjüdischer Herren abhängig zu sein.
      Außerdem verniedlicht Ziefle Hamas und verteidigt deren kompromisslose Haltung, die natürlich jeden Frieden unmöglich macht. Ihr rücksichtsloses Vorgehen auch gegen Palästinenser, die nicht ihrer Meinung sind, kommt bei Ziefle nicht vor.

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