ver.di-Bundesvorstand Hansestadt Stade, 22.07.2010
Herrn Vors. Frank Bsirske
Paula-Thiede-Ufer 10
10179 Berlin
Veranstaltung am 26. Juli 2010 Free Gaza Flotte in Karlsruhe des verdi Bezirkes Mittelbaden-Nordschwarzwald
Lieber Kollege Bsirske,
seit über 25 Jahren bin ich Mitglied zuerst der ÖTV und dann von Ver.di, ich habe mich jahrelang ehrenamtlich für die Gewerkschaft engagiert, mein Studium wurde von der Hans-Böckler-Stiftung gefördert, so auch mein Auslandsstudium in Israel. Auch als selbständiger Freiberufler bin ich weiterhin Mitglied. In habe in der Gewerkschaftsjugend viel über den Holocaust gelernt und eine Erkenntnis daraus war auch immer das Existenzrecht Israel nie in Frage zu stellen.
Seit Jahren beobachte ich nun mit Sorge, wie die Linkspartei immer verstärkter die Gewerkschaftsorganisation für eigene Ziele nutzt. Ich sehe in diesem Zusammenhang die Einheitsgewerkschaft, für die ich immer eingestanden bin, gefährdet. Ich fordere da eine klare Abgrenzung zwischen Parteiarbeit und Gewerkschaftsarbeit.
Die Veranstaltung in Karlsruhe, die der ver.di Bezirk Mittelbaden-Nordschwarzwald zusammen mit der Linkspartei durchgeführt hat, finde ich unerträglich und sehe darin auch einen Verstoß gegen die Satzung. Es gehört sicherlich nicht zu den satzungsmäßigen Aufgaben von ver.di eine Veranstaltung zum Bruch der Gaza-Blockade vor Israel durchzuführen. Die Aufgabe von ver.di ist Tarifpolitik und die Sicherung der Arbeitnehmerrechte.
Ich finde es aber auch politisch vollkommen falsch eine solche Veranstaltung durchzuführen. Der „Veranstalter“ der sog. Humanitären Flottille war die IHH. Die IHH wurde vom Bundesinnenminister des Innern vor kurzem verboten, da sie eine terroristische Organisation, die HAMAS unterstützt und gegen den Gedanken der Völkerverständigung verstößt. Die Abgeordnete der Linkspartei Anette Groth, die bei der Veranstaltung in Karlsruhe auftrat, war Teilnehmerin dieser Flottillen Aktion.
Von dem Schiff auf dem sich Frau Groth befand, waren Menschen der IHH, die als Märtyrer sterben wollten. Der israelischen Marine wurde geantwortet: Geht zurück nach Auschwitz.
Es ist die eine Sache, wenn die Linkspartei solche terroristischen Organisationen unterstützt, ich gehöre nicht dieser Partei an, von daher soll die Linkspartei machen was sie für richtig hält, aber ich bin Mitglied von Ver.di und ich finde es unerträglich, wenn meine Gewerkschaft linken Antisemitismus mit meinen Beitragsgeldern unterstützt und sei es auch nur durch Verfügungsstellung von Räumlichkeiten.
Wenn Ver.di eine Veranstaltung wie die in Karlsruhe unterstützt, unterstützt sie einen verfassungsfeindlichen Verein wie IHH und die terroristische Organisation HAMAS.
Ich möchte daher bitten, dass in Zukunft Veranstaltung wie in Karlsruhe unterbleiben und die Einheitsgewerkschaft Ver.di sich klarer von der Linkspartei und deren gepflegten Antisemitismus abgrenzt, ansonsten ist diese Organisation nicht mehr meine Organisation .
Mit freundlichen Grüßen
Dipl. Sozialökonom, M.A. Thomas Schalski-Seehann
Rentenberater, Versicherungsberater
Sehr geehrter Herr Schalski-Seehann,
durch Zufall stieß ich auf Ihren Brief an den VERDI-Vorstand Frank Bsirske und freue mich riesig, einen Menschen mit gleichen Ansichten gefunden zu haben. Auch ich habe einen ähnlichen Brief an VERDI geschrieben und gleichzeitig meinen Austritt aus der Gewerkschaft mitgeteilt.
Ich hoffe, dass VERDI noch viele andere ähnliche Briefe erhalten hat und sie damit zum Nachdenken gezwungen werden.
Vielen Dank für Ihr Engagement.
Mit freundlichen Grüßen
Nina Lesser
Ging mir genauso. Lange überzeugtes Mitglied bei der ÖTV, dann Ver.di, bin vor ca. 1 1/2 Jahren ausgetreten aus exakt den selben Gründen. Ich habe mich nicht mehr damit wohlgefühlt, über Umwege Linksextremisten zu unterstützen. Bei einer Diskussion darüber am Ver.di-Stand bei einer öffentlichen Veranstaltung wurde diese unkritische Position zum Linksextremismus vehement verteidigt. Das war’s dann für mich.
MFG Angelika